Was ist eine Selbsthilfegruppe?

Sie ist eine Zusammenkunft von Menschen, die gleiche Probleme oder, die gleiche bzw. ähnliche Krankheiten haben.

Welche Selbsthilfegruppen gibt es?

Für fast jede Erkrankung gibt es schon eine Selbsthilfegruppe, vor allen Dingen, wenn die Erkrankung chronisch ist. Ich möchte hier aber besonders auf die Selbsthilfegruppen eingehen, die im Zusammenhang mit der Sucht stehen.

Al - Anon Selbsthilfegemeinschaft für Angehörige von Alkoholikern

Al - Ateen Selbsthilfegemeinschaft für Kinder bzw. jugendliche Angehörige von Alkoholikern

Anonyme Alkoholiker

Anonyme Esssüchtige

Anonyme Spieler

Arbeiter-Wohlfahrt

Blaues Kreuz

Deutscher Guttempler-Orden

Kreuzbund

Freie Selbsthilfegruppen

Die Arbeit einer Selbsthilfegruppe

Die Teilnehmer einer SHG treffen sich regelmäßigen einem Abend in der Woche (es sollten mindestens 6 Personen sein). Eine Gruppensitzung dauert etwa zwei Stunden und sollte in einem neutralen Raum stattfinden. Jeder spricht zu jedem, auch über seine eigenen Probleme. Enttäuschungen und seine persönlichen Erfolge. So lernt einer vom anderen; der Starke rüttelt den Schwachen auf und der Kontaktarme knüpft erste Beziehungen innerhalb der Gruppe. Es entstehen Beziehungen, die nicht selten zum Segen für die Beteiligten ein ganzes Leben hindurch bestehen. Jeder, der Hilfe sucht, wird angenommen, ohne Ansehen der Person, ohne Fragen nach Konfession oder Weltanschauung und ohne Hintergedanken bzw. versteckter Absichten. Jeder Teilnehmer weiß auch, dass er sich in einer Gemeinschaft befindet. in der alle ähnlichen Schwierigkeiten und Versuchungen ausgesetzt sind wie er selbst und er erlebt, dass gemeinsam solche Anfechtungen zu meistern sind. Der Aufbau stabiler sozialer Beziehungen in einer Gruppe, in der viele trockene und cleane Suchtkranke sind, erleichtert und ermöglicht den Lernprozess, der dazu befähigt, eine alternative Lebensform zu praktizieren, die ohne Suchtmittel ein sinnvolles aktives Leben ermöglicht. Toleranz in der Gruppe muss so verstanden werden, dass Meinungsverschiedenheiten offen besprochen werden können, dass aber bei aller Härte der Diskussion, auch wenn gegensätzliche Standpunkte nicht aufgegeben werden und keine Annäherung erfolgt, keine Feindschaften entstehen. In solchen Fallen ist der Respekt vor der Auffassung des Gesprächpartners die Möglichkeit, mit ihm weiter kameradschaftlich zu verkehren, die Grundlage zum Vertrauen. Nur mit diesem Vertrauen hat die Gemeinschaft eine Gesprächsbasis ohne Tabus. Nicht immer gehen solche Aussprachen ohne emotionelles Engagement vonstatten. Dann ist es Aufgabe der Gruppe, solche Debatten auf den Boden der Sachlichkeit zurückzuführen und Unstimmigkeiten beizu7 legen. Es kommt immer das dran, was in der Gruppe drin ist; jeder ist mitwirkender und mitgestaltender Teil des Ganzen, einfach dadurch, dass er dabei ist, teilnimmt, spricht oder schweigt, erregt ist oder ruhig. Die Qualität einer Gruppe wird weitestgehend von der Mitarbeit der einzelnen Mitglieder getragen. Die Koordination der Mitarbeit obliegt der Gruppenleitung.

Die Rolle der Angehörigen in der Gruppe

Eine große Unterstützung ist es, wenn die nächsten Angehörigen des Betroffenen mit einbezogen werden können. Viel gutgemeintes" aber falsches Verhalten, das dem Kranken entgegengebracht wird, könnte ausgeschaltet werden. Die Information über den Alkoholismus stellt auch im privaten Bereich normalisierende Faktoren dar, lohnen also in erster Linie für den Betroffenen, genauso aber auch für die Angehörigen. Die häufig von Alkoholikern aufgestellte Behauptung, es mache ihnen gar nichts aus, wenn die Frau oder der Mann weiter Alkohol genieße, ist falsch; denn dieses Verhalten des Partners ist eine Gefährdung für den Abhängigen, besonders in der ersten Zeit auf dem Weg in die Abstinenz. Auch aus diesem Grund soll die Gruppe, wenn irgend möglich, die Angehörigen ansprechen. Sie können dem Süchtigen als erster Ansprechpartner dienen, wenn er unter Unruhezustände zu leiden hat, und ihn durch richtiges Verhalten im sachlich ‑fachlich ‑fundiertem Gespräch beruhigen. Der Angehörige kann so vielleicht dem Rückfall vorbeugen oder ihn auch abwenden. Auf längere Sicht gesehen entwickelt sich daraus eine

abstinente Kleingruppe in der eigenen, heimischen Ungebung, und erweitert so den Schutz und die Sicherheitszone für den Betroffenen. Für die Gruppe selbst sind die Angehörigen als nicht von der Abhängigkeit direkt berührte Personen ein wichtiger Faktor zur Stabilisierung ihrer Ausgeglichenheit und ein Schutz gegen den Trend des Alkoholikers, seine Ansichten fanatisch zu vertreten und durchzusetzen. Durch diese Kontakte wird, sowohl für die Gruppe als auch für die neu Hinzugekommenen, der Prozess der Integration wesentlich erleichtert. Wenn im Bewusstsein der Mitglieder diese Abläufe Allgemeingut geworden sind, kann eine stabile, in sich geschlossene Gemeinschaft wachsen. Um Helfer rechtzeitig einsetzen zu können, muss die Gruppe überschaubar sein, d.h. die Gruppenmitglieder sollen an den Gruppenabenden regelmäßig teilnehmen ,und ihre Zahl darf nicht uns Uferlose wachsen. Eine genaue Höchstgrenze kann nicht gegeben werden, da diese stark von der Qualität der Gruppe, der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten und andrem abhängt. Bei optimalen Verhältnissen dürfte diese Grenze zwischen 30 und 40 Mitgliedern liegen. Ein gutes Hilfsmittel für die Gruppe ist die freiwillige Entschuldigung derjenigen, die an einem Gruppenband nicht teilnehmen können.

Helfer können eben nur dann eingesetzt werden, wenn rechtzeitig offenkundig wird, dass Hilfe nötig ist.

Der erste Schritt in eine Selbsthilfegruppe

Wendet sich ein Alkoholiker einer abstinenten Vereinigung zu, hat er meistens keine Vorstellung von dem, was und wer ihn dort erwartet. In den ersten Wochen wird es ihm nicht leicht fallen, seine durch unsere Gesellschaft geprägten Vorstellungen über Bord zu werfen und sich in den gesamten Problembereich Alkohol hineinzuarbeiten. Er muss Bereitschaft zur Mitarbeit, Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber der Gruppe zeigen, um dann von dieser Unterstützung und Hilfe empfangen zu können. Im Bestreben, sich des Alkohols zu enthalten, wird er in der ersten Zeit manchen Anfechtungen ausgesetzt sein; nicht nur sein eigenes Verhalten nach dem Stoff, auch Verständnislosigkeit und sogar Stänkereien in seinem Bekanntenkreis, eventuell auch der unqualifizierte Rat von einem der vielen nichtinformierten Ärzte (was die Alkoholkrankheit betrifft) ‑ "hin und wieder ein Gläschen Wein dürfen Sie schon" ‑ werden ihm hart zusetzen. Mit der Tatsache, dass kleinste Mengen Alkohol zum Rückfall führen. muss er sich abfinden. Auch nach langjähriger Trockenheit kann er diesen Grundsatz nicht aufgeben, wenn er nicht wieder in die Abhängigkeit geraten möchte. Die Gruppe bietet ihm Gelegenheit, Toleranz und Geduld zu üben, sich selbst, anderen, der Gruppe und unserer egozentrischen Gesellschaft gegenüber. Annehmen kommt immer vor dem Angenommenwerden. Die Gruppe soll, gemeinsam mit ihrem Schützling versuchen, die augenblickliche Situation zu klären, und im sachlichen Gespräch Fingerzeige geben, wo Unebenheiten in der derzeitigen Lebensführung des Hilfesuchenden abgebaut werden können. Entscheiden aber muss der in Schwierigkeiten Gekommene selbst, da die Freiheit, sich entscheiden zu können und ihre Inanspruchnahme das erste wichtige Lernziel im Hinblick auf sein späteres Leben sein muss. Hierbei ist die unbedingte Ehrlichkeit von beiden Seiten ungeheuer wichtig, da sich sonst ein gegenseitiges Misstrauen einstellen würde. Auch die Freiheit, sich einschränken zu können, muss ihm als ein persönliches Recht und legales Mittel zum Erreichen eines Zieles als etwas Positives angetragen werden.